Venezuela: Verwirrung um Gericht im Fall Makled

Montag, 16. Mai 2011

12. Mai 2011

Zuständige Richterin nach Auslieferung des Drogenhändlers Walid Makled an Venezuela zurückgetreten. Nachfolge im Amt unklar

Von Jan Ullrich
Caracas. Nach der am Montag erfolgten Auslieferung des mutmaßlichen Drogenhändlers Walid Makled García von Kolumbien an Venezuela ist die Besetzung des zuständigen Strafgerichts umstritten. Noch vor der ersten Anhörung am Mittwoch trat die bisher zuständige Richterin, Ibelice Acosta von ihrem Amt zurück. Der oberste Gerichtshof des Landes (TSJ) besetzte den Posten daraufhin noch am Dienstag mit dem bis dahin obersten Richter des Bundesstaates Falcon, Domingo Arteaga Pérez.
Nur wenige Stunden nach der Auslieferung hatte der Vizeminister für öffentliche Sicherheit, Néstor Reverol, die Richterin María del Pilar Puerta zur Nachfolgerin der zurück getretenen Ibelice Acosta erklärt. Néstor Reverol war bis Anfang dieses Jahres Leiter der venezolanischen Antidrogenbehörde (ONA). Nach bisher nicht belegten Aussagen des Angeklagten Makled soll Reverol auf der Gehaltsliste seines Drogenkartells gestanden haben.
Nach monatelangem diplomatischen Tauziehen wurde Walid Makled García am Montag dieser Woche von kolumbianischen Sicherheitskräften an die venezolanische Justiz übergeben. Makled, venezolanischer Staatsbürger mit syrischen Wurzeln, gilt als einer der wichtigsten Köpfe im internationalen Kokainhandel. In Venezuela werden ihm neben Drogenschmuggel, die Anordnung mehrerer Auftragsmorde, darunter gegen Journalisten, zur Last gelegt.
Seit seiner Festnahme im August 2010 hatte sich die venezolanische Regierung intensiv um die Auslieferung Makleds bemüht und war dabei zunächst beim damaligen kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe auf Ablehnung gestoßen. Die diplomatische Entspannung der beiden Nachbarländer seit Amtsantritt von Uribes Nachfolger Juan Manuel Santos machte die Auslieferung nun möglich. Zuletzt hatte die venezolanische Regierung die Forderungen Bogotas nach Auslieferung des Journalisten Joaquín Pérez Becerra erfüllt und dabei für massive Proteste der lateinamerikanischen Linke gesorgt.
In kolumbianischer Untersuchungshaft hatte Makled mit Aussagen über die Verstrickung hochrangiger venezolanischer Politiker und Militärs in den Drogenhandel für internationales Aufsehen gesorgt. Seitdem hatte sich auch die US-amerikanische Regierung um seine Auslieferung bemüht.
Offiziell werden Makled in den USA die versuchte Einfuhr von mehr als fünf Tonnen Kokain vorgeworfen. Fahnder der US-amerikanischen Drogenbehöre DEA hatten diese Menge Rauschgift in einem Flugzeug in der südmexikanischen Stadt Ciudad del Carmen im Jahr 2006 sichergestellt. Makled wurde als Drahtzieher ausgemacht und gilt der DEA seitdem als einer der weltweit wichtigsten Drogenbosse.
Obwohl Makled seine Anschuldigungen, nach denen neben dem ehemalige Leiter der venezolanischen Drogenbehörde ONA, Néstor Reveról, unter anderem auch der Leiter der venezolanischen Kriminalpolizei (DISIP), Rangel Silva, auf seiner Gehaltsliste gestanden haben, bisher nicht belegen konnte, gelten seine Verstrickung mit Teilen des venezolanischen Staates als offenes Geheimnis.
Der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Carabobo, Felipe Acosta Carlez, verlor unter dem Vorwurf der Zusammenarbeit mit Makleds Drogenkartell bei den Regionalwahlen 2008 die Unterstützung des Regierungslagers. Acosta Carlez soll den Verkauf von Anteilen des venezolanischen Tiefseehafens Puerto Cabello an Makled eingefädelt und dabei mit verdient haben. Neben der Kontrolle über den wichtigsten venezolanischen Hafen erwarb Makled im Jahr 2008 zudem die venezolanische Luftfahrtgesellschaft Aeropostal.