Honduras: Priester geht wegen Morddrohungen ins Exil

Dienstag, 19. Juli 2011

(Fortaleza, 11. Juli 2011, adital-prensa latina-telesur).- Der 83-jährige
katholische Priester Fausto Milla und seine engste Mitarbeiterin Denia
Mejía gehen ins Exil. Dies gab der Geistliche im Vorfeld einer
Pressekonferenz des Komitees der Angehörigen von Verschwundenen und
Verhafteten in Honduras COFADEH (Comité de Familiares de Detenidos
Desaparecidos en Honduras) am vergangen 28. Juni bekannt.

Morddrohungen seit Dezember 2009

Seit Dezember 2009 erreichen den Pater und seine Mitarbeiterin immer wieder
Morddrohungen. Berta Oliva, Vorsitzende der COFADEH erklärte, dass das
Innenministerium nicht auf die Anzeigen von Milla reagiert habe. Milla
hatte zu Beginn der Achtziger Jahre schon einmal das Land verlassen
müssen. Damals wurde er bedroht, verhaftet, von Paramilitärs entführt
und ging schließlich ins Exil.

Die Tatenlosigkeit der Behörden habe letztlich zu der neuerlichen
Entscheidung des Priesters geführt, das Land erneut zu verlassen, so
Oliva.

Priester ist Mitglied der alternativen Wahrheitskommission

"Die Drohungen, die Fausto Milla erhalten hat, sind sehr schlimm. Es sind
SMS, E-Mails mit Todesdrohungen und zuletzt gab es eine Gruppe von
Männern, die in einem Auto mit getönten Scheiben in Copan ankamen. Sie
legten eine wenig freundliche Art an den Tag und suchten ihn in seiner
Klinik von Corquin", sagte Berta Oliva, Leiterin von COFADEH.

Pater Milla ist Mitglied der alternativen Wahrheitskommission, die aus
unabhängigen Menschenrechtsgruppen besteht. Sie wurde in Opposition zu
einer Wahrheitskommission gegründet, die von Präsident Porfirio Lobo
eingesetzt worden war und die Vorgänge vor, während und nach dem Putsch
in Honduras vom 28. Juni 2009 untersuchen sollte. Diese von der Regierung
eingesetzte Kommission hat erst vor wenigen Tagen ihren Bericht
veröffentlicht.

Verdacht gegen Großgrundbesitzer Facussé

Milla versicherte gegenüber der Presse, in den letzten Tagen habe sich der
Verdacht erhärtet, dass der Unternehmer Miguel Facussé für die Drohungen
gegen ihn und seine MitarbeiterInnen verantwortlich ist. Facussé ist
Großgrundbesitzer im Department Colón, im Norden von Honduras.

Im Zuge des seit Jahren schwelenden Landkonflikts zwischen dem
Großgrundbesitzer Miguel Facussé und Angehörigen der Bauernorganisation
von Aguan (MCA) sind bereits mehrere Bauern ums Leben gekommen. Es geht
dabei um Land, dass den Kleinbauern zwar im Zuge der Agrarreform zugewiesen
wurde, allerdings wurde die Titulierung hierfür nicht abgeschlossen.

COFADEH will den Fall vor die UNO bringen

Zudem erhebt unter anderem der zivile Rat von indigenen und lokalen
Basisorganisationen COPINH (Consejo Cívico de Organizaciones Populares e
Indígenas de Honduras) den Vorwurf, Facussé habe das Land in den
neunziger Jahren illegal von der Bezirksregierung erworben. Pater Milla ist
dafür bekannt, dass er in diesem Konflikt die Position der Kleinbauern und
-bäuerinnen in Bajo Aguan unterstützt.

Laut Berta Oliva sind seit dem Putsch im Jahr 2009 mehr als 200
HonduranerInnen ins Exil gegangen. Angesichts der Schwere des Falls werde
man die Drohungen gegen Pater Milla vor den Vereinten Nationen anzeigen,
erklärte Oliva. --