USA/Mexiko: Arizona-Cops lassen Topdealer laufen

Mittwoch, 6. Juli 2011



(zas, 6.7.11) Chapo Guzmán – so heisst der Boss des mexikanischen, mutmasslich grössten Drogenkartells von Sinaloa. Es gibt zahlreiche Indizien dafür, dass dieses Kartell von den Behörden protegiert wird (s. Mexiko: Verhandeln mit der Narco-Elite), während gleichzeitig dem sogenannte Drogenkrieg in Mexiko schon über 40'000 Menschen zum Opfer gefallen sind.
Nun hat die in letzter Zeit wiederholt für Aufsehen sorgenden Hackergruppe LulzSec (ungefähr: Spass beim Sicherheit verarschen) auf dem schwedischen Portal der Piratenpartei rund 700 Dokumente veröffentlicht, die sie sich aus den Computern der Sicherheitskräfte von Arizona beschafft hat. Als Antwort, wie die Gruppe sagt, auf das in diesem an Mexiko angrenzenden US-Staat geltende extrem rassistische Gesetz gegen die MigrantInnen. Die Dokumente sind deshalb unter dem Titel „Chinga La Migra“ (ungefähr: Verarscht die Migrationsbullen) zu finden.
Unter den Dokumenten befindet sich auch das File „Intel Chapo Guzman 01-26-2009.doc“ einer Polizeistelle der Stadt Ajo in Arizona vom 27. Januar 2009. Darin werden aufgrund von Angaben eines Informanten genaue Angaben zum Aufenthaltsort von Chapo Guzmán gemacht: Er halte sich „derzeit auf einer Ranch nahe Sonoita, Sonora, Mexiko …. Die Informationsquelle sagte, sie sei in den letzten 48 Stunden zusammen mit einer grossen Entourage seines Kartells angekommen. Sie hatten ein Meeting/Party auf der ‚Ranch Jalisco’ östlich von Sonoita, Mexiko“. An dem Treffen gehe es um neue Kartell-interne Massnahmen und den Einsatz von Granaten und schwerer Waffen gegen die Sicherheitskräfte in den USA.
„El Chapo Guzmán“ ist angeblich der meistgesuchte Narco Mexikos. Das bewegte die Arizona-Cops in keiner Weise, ihre Infos auch an die mexikanischen Strafverfolgungsbehörden weiterzuleiten. Wozu auch? Lieber inszenieren die US-Dienste und -Militärs einen furchtbaren „Krieg gegen die Drogen“ in Mexiko, den sie aktuell auch auf Zentralamerika ausweiten.
In Mexiko ist dieser Vorfall in den Medien kommentiert worden (s. Excelsior und Proceso). In den USA scheint sich die Berichterstattung auf den Fakt des Hackens zu konzentrieren. Stellen wir uns doch mal das Dauergeschrei vor, wenn es statt einer US-Polizei eine venezolanische gewesen wäre, die den angeblichen globalen Topdealer ungestört laufen gelassen hätte!