Wenn Gesundheit zum Luxus wird

Montag, 8. April 2013



(zas, 8.4.13) Im Post von gestern „Ein schmuckes Paar“ ging es um die kuschelige Nähe von zwei Reaktionären: dem Putschisten Franco aus Paraguay und dem Franquisten Rajoy aus Spanien. Die Entente der beiden hat ihren gemeinsamen gesellschaftlichen Grund im knallharten Unterdrückungswillen der jeweiligen Eliten. Umgekehrt leiden die unten an gemeinsamen Problemen. Dazu ein Bericht aus Spanien.
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Wenn Gesundheit zum Luxus wird

Ralf Streck 01.04.2013

Immer mehr Menschen in Spanien können sich nicht einmal mehr Medikamente leisten

Die Einschnitte ins spanische Gesundheits- und Sozialsystem entfalten angesichts eines lückenhaften sozialen Netzes fatale Wirkungen. Das Land sei auf einem Niveau angekommen, dass man bisher nur aus der sogenannten Dritten Welt kannte, beklagen Hilfsorganisationen, die auch in der Entwicklungshilfe tätig sind. Hunger, Unterernährung greifen um sich und längst könne sich viele Menschen nicht einmal mehr Medikamente leisten.
Essen oder Medikamente bezahlen, das ist für viele nun auch in Spanien längst eine vitale Frage. "Viele Menschen haben nicht einmal mehr genug Geld, um sich Essen zu kaufen", stellt Patricia Ruiz fest. In Spanien greift bittere Armut um sich, hat auch die Caritas schon festgestellt (Kinderarmut nimmt über EU-Sparprogramme massiv zu). Deshalb können sich viele Menschen auch keine angemessene Gesundheitsversorgung mehr leisten, sagt die Sprecherin der Hilfsorganisation Médicos del Mundo in der nordspanischen Stadt Pamplona.
Auch hier unterhält die Organisation Räumlichkeiten. Sie sind für viele Menschen angesichts der tiefen Einschnitte ins Gesundheits- und Sozialsystem durch die konservative Regierung schon überlebenswichtig geworden. "Die Regierung hat hier eine Lage geschaffen, die man bislang nur aus Ländern der Dritten Welt kannte", beklagt sich die Ruiz. Die spanische Sektion erhält deshalb schon Geld von französischen Partnern. Diese Mittel seien früher zum Beispiel für Hungersnöte in der Sahelzone ausgegeben worden. "Spanien wird heute aber schon als Entwicklungsland betrachtet. So traurig ist das", meint Ruiz.