Honduras: Protest rettet entführten Aktivisten
Kidnapper verschleppten Juan Chinchilla am Samstag. Demokratieaktivist wurde beschossen. Wachsende Repression seit dem Putsch 2009
Tegucigalpa. Nach Protesten in Honduras und im Ausland ist am Montag ein entführter Aktivist der Demokratiebewegung in Honduras von seinen bislang unbekannten Kidnappern wieder freigelassen worden. Menschenrechts- und Demokratiegruppen in dem mittelamerikanischen Land vermuten einen politischen Hintergrund der Verschleppung. Sie weisen darauf hin, dass das Klima in Honduras nach wie vor angespannt ist, seit Mitte 2009 die letzte demokratisch gewählte Regierung einem Putsch zum Opfer gefallen ist.Juan Chinchilla war am Samstagabend in der Region Bajo Aguàn im Norden des Landes von Unbekannten entführt worden, als er sich mit seinem Motorrad auf dem Heimweg befand. Kurz vor seinem Verschwinden hatte er seine Familie telefonisch darüber informiert, dass er von einem Auto und einem Motorrad verfolgt werde. Sein Motorrad wurde später mit Einschusslöchern aufgefunden.
Der 24-jährige Chinchilla ist Vertreter des Jugendverbandes der Nationalen Front des Populären Widerstandes [2] (FNRP), die sich nach dem Putsch gegen die Regierung von Präsident Manuel Zelaya Ende Juni 2009 als Zusammenschluss demokratischer Kräfte gebildet hatte. Chinchilla gehört zudem der Bauernorganisation MUCA an und war maßgeblich an den Verhandlungen mit der Regierung über einen schwelenden Landkonflikt in Bajo Aguán beteiligt. Aufgrund dieses Engagements war er nach eigenen Aussagen wiederholt bedroht worden.
Gruppierungen der Demokratiebewegung und ausländische Organisationen reagierten auf die Verschleppung des Aktivisten umgehend mit Protesten. In der Hauptstadt fand vor einer der Fabriken des Großgrundbesitzers Miguel Facussé eine spontane Kundgebung mit mehreren Dutzend Teilnehmern statt. Facussé wird für die Eskalation des Konfliktes in Bajo Aguán mitverantwortlich gemacht. Im Interview mit dem Radiosender Globo [3] zeigte sich ein Aktivist der MUCA davon überzeugt, dass Chinchilla aufgrund der umgehenden Proteste freigelassen wurde. Er befinde sich nun an einem sicheren Ort, um sich von seinen Verletzungen – unter anderem wurden ihm Verbrennungen an den Händen und Verletzungen durch Schläge zugefügt – zu erholen.
Seit dem Putsch in Honduras sind nach Auskunft von Menschenrechtsorganisationen bis zu 200 Personen politischen Morden zum Opfer gefallen. Am Montag erst hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International in einer Eilaktion [4] auf die Bedrohung des Direktors des unabhängigen Fernsehsenders Kanal 36 hingewiesen. Esdras Amando López war am vergangenen Mittwoch wegen der Berichterstattung seines Senders von einem Militär und in mehreren Nachrichten mit dem Tode bedroht worden.
Diesen Ereignissen zum Trotz unterstützen die EU und die USA die De-facto-Regierung von Honduras. Die deutsche, der FDP nahestehende Friedrich-Naumann-Stiftung, die ein Büro in Tegucigalpa unterhält, hatte den Putsch in einem Bericht des Regionalvertreters Christian Lüth sogar gutgeheißen [5].