Christdemokrat gibt Auskunft über die Rolle von Washingtons Botschaft während des Putsches in Tegucigalpa

Samstag, 8. August 2009

aus "junge welt", 4.08.2009 / Ausland / Seite 7Inhalt
USA gut informiert
Honduras: Christdemokrat gibt Auskunft über die Rolle von Washingtons Botschaft während des Putsches in Tegucigalpa
Von André Scheer


Honduras’ christdemokratischer Präsidentschaftskandidat Felícito Ávila hat in einem Gespräch mit der den Putschisten ergebenen Tageszeitung El Heraldo betont, daß der US-Botschafter in Tegucigalpa, Hugo Llorens, von den Planungen für den Staatsstreich gewußt hat. Sicherlich habe Llorens auch das State Department in Washington informiert.

Der Insider Ávila, der den Sturz von Manuel Zelaya am 28. Juni erklärtermaßen unterstützte, präsentierte weitere Details über die Verwicklung Washingtons in die Ereignisse. Demnach ging der US-Botschafter davon aus, daß der Sturz des Präsidenten erst am 29. Juni, also nach Abschluß der Volksbefragung über die Aufstellung einer »vierten Urne« bei den für Ende November geplanten allgemeinen Wahlen, erfolgen werde. Weiter habe Llorens vermutet, daß der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, kurz nach dem Sturz Zelayas nach Tegucigalpa kommen würde, um die Rechtmäßigkeit der Absetzung des Präsidenten zu bestätigen, weil dieser die Verfassung gebrochen habe.

Die von einer breiten Volksbewegung unterstützten Pläne Zelayas, neben den Wahlen eines neuen Präsidenten, der Parlamentsabgeordneten und Bürgermeister auch über die Einberufung einer verfassunggebenden Versammlung abstimmen zu lassen, gelten als der Auslöser für den gewaltsamen Sturz des Präsidenten. Aus Sicht der US-Botschaft in Tegucigalpa hätte die Abstimmung über die »vierte Urne« durchgeführt werden müssen, »um die wirkliche Begründung dafür zu haben, daß die Ablösung rechtmäßig war«, sagte Ávila.