Oaxaca-Mexiko: Paramilitärs greifen Friedenskarawane an

Donnerstag, 29. April 2010

von Philipp Gerber

Eine Friedenskarawane geriet am Nachmittag des 27. April im Ort La Sabana in einen Hinterhalt von Paramilitärs. Die 35-jährige Beatriz Cariño, Direktorin der sozialen Organisation CACTUS (Centro de Apoyo Comunitario Trabajando Unidos) und Mutter von zwei kleinen Kindern sowie der 25-jährige finnische Menschenrechtsaktivist Jyri Jaakkola wurden im Kugelhagel getötet. Unter den mehreren bis dato Verschwundenen sind internationale BeobachterInnen sowie AktivistInnen aus Oaxaca und die beiden Reporter Érika Ramírez und David Cilia der Zeitschrift „Contralínea“.

Die seit Jahren herrschende politische Gewalt in der indigenen Region Triqui eskaliert, seit PRI-Organisationen die autonome Organisation MULTI attackieren, welche in der Folge des Aufstandes von 2006 entstanden ist. Seit dem 1. Januar 2007 hat MULTI das Dorf San Juan Copala zum autonomen Bezirk erklärt. Die Region ist seit Jahrzehnten Hochburg der PRI, welche mit aller Gewalt die Kontrolle behalten will. San Juan Copala sei seit Monaten im Würgegriff der Paramilitärs der PRI-Organisation UBISORT, so Jorge Albino Ortiz, Sprecher des autonomen Bezirks. Strom und Wasserzufuhr seien abgestellt, weder LehrerInnen noch medizinisches Personal im Dorf “und wenn die Frauen auf der Suche nach Wasser und Essen sich getrauen, die Häuser zu verlassen, werden sie bedroht”.

Die Friedenskarawane wollte Lebensmittel und Medikamente in die Gemeinde bringen sowie LehrerInnen an ihren Arbeitsplatz zurück begleiten. Die Karawane wurde unterstützt von den Organisationen CACTUS, VOCAL, der Lehrergewerkschaft Sektion 22. Am Vortag der Attacke drohte der Sprecher der UBISORT offen, sie würden mit allen Mitteln verhindern, dass die Karawane in die Gemeinde San Juan Copala gelangen könne.

Der Zeitpunkt der Eskalation ist kein Zufall. Am 2. Mai beginnt der Wahlkampf für die Gouverneurswahlen von Oaxaca. Gemäss letzten Umfragen liegt der Oppositionskandidat Gabino Cué klar in Führung vor dem PRI-Kandidaten Eviel Pérez Magaña. Die PRI regiert seit 80 Jahren ununterbrochen. Menschenrechtsorganisationen warnten davor, die PRI könnte ein Klima der Angst erzeugen, um so die Wahlen doch noch zu gewinnen. Doch auch die Regierung Calderón trägt grosse Mitverantwortung für die Straflosigkeit und Gewalt. Calderón befindet sich auf Rundreise in Europa, wo er am 3.Mai in Berlin die Frida-Kahlo-Ausstellung besuchen wird. Mitte Mai findet in Spanien der Gipfel zwischen der EU und den lateinamerikanischen Staaten statt (Gegengipfel siehe www.enlazandoalternativas.org).