Dramatische Situation im Grenzgebiet

Sonntag, 26. Juli 2009

(26.7.09) Was sich gestern schon andeutete, ist heute bestätigt. Die Lage an der Grenze Honduras/Nicaragua ist alles andere als „ruhig“. Unbekannt viele, vermutlich Tausende von Menschen schlagen sich in den Bergen durch und versuchen, den zahlreichen Strassensperren von Armee und Polizei ausweichend, doch noch zum Grenzposten Las Manos zu kommen, wo auf der nicaraguanischen Seite der gestürzte Präsident Mel Zelaya sein Lager aufgeschlagen hat. Die Leiche des 23-jährigen Pedro Mandiel Martínez, der seit Freitag Nachmittag verschwunden war, ist gestern Samstag mit zehn Messerstichen am Kopf und Spuren am Handgelenk, die von Handschellen her rühren können, im honduranischen Grenzdepartment Paraíso gefunden worden. Im Interview mit der venezolanischen Nachrichtenagentur ABN bestätigten die honduranische Journalistin Iris Mencia und eine Freundin des Ermordeten, dass dieser mit einer Gruppe am Donnerstag zu Fuss von Tegucigalpa nach Las Manos aufgebrochen war, um Zelaya zu empfangen. Am Freitag Nachmittag ging er Brennholz suchen und war danach verschwunden. Für die Journalistin handelt es sich um eine Tat der reaktivierten Todesschwadron 3-16. (Militärische Struktur in den 80er Jahren, unter faktischer Leitung der CIA. Billy Joya, ein früheres tranghohes Mitglied des Bataillons 3-16 ist heute „beratender Minister“ des Putschregimes.) Eine auf dem Gang zur Grenze gefangen genommene Person habe unter ihren Häschern auch ein Mitglied des 3-16 identifiziert. Iris Mencia sagte noch: „Wir sahen die Leiche und es ist nicht einfach, ruhig zu bleiben. Wir haben Angst um weitere Leute, denn es gibt viele verschwundene Personen“. Als die Leiche von Pedro gestern im Wagen abtransportiert wurde, haben ihm DemonstrantInnen in El Paraíso die Letzte Ehre erwiesen, mit einem Spalier, den Rufen: „El pueblo unido jamás será vencido“ und „Pedro vive, la lucha sigue“ und der Nationalhymne.


Aus einem Bericht von Mabel Márquez
Informationsbeauftragte von Vía Campesina Honduras

(25.7.09) „Gestern beobachtete ich an der Grenze, wie Armee und Polizei sich in die schlimmsten Feinde des honduranischen Volkes verwandelt haben. Unterwegs konnte ich beobachten, wie sie das Volk angreifen, verhaften, schlagen und verfolgen. Es sind viele BürgerInnen, die über die Berge gehen, um den Strassensperren der Polizei auszuweichen. Sie ertragen Hunger, Kälte, Sonne, Regen und verstecken sich vor der Polizei, die sie mit Helikoptern sucht, um sie gefangen zu nehmen. Zudem leiden viele Personen an Gesundheitsproblemen aufgrund ihrer prekären Bedingungen und das honduranische Rote Kreuz ist mehr damit beschäftigt, Tränengaskanister zu transportieren, als den Leuten zu helfen“.

„Ich konnte beobachten, wie BürgerInnen viele Kilometer gingen, manchmal auf der Strasse, dann wieder über die Berge, und plötzlich tauchten aus den verschiedenen Wegen Gruppen mit ihren Fahnen auf, die riefen: „Wir wollen Mel“. Dies beobachteten wir an der Grenze von Las Manos und diese Haltung der Leute dauerte an, bis sich der Präsident bei Einbruch der Nacht in ein Hotel in Ocotal [Nicaragua] zurückzog“.

„Es beelendet, wie unsere eigenen Brüder von ihren Kompatrioten gefoltert werden und zu allem Überdruss hat gestern die Putschregierung in den Grenzgebieten ein Ausgehverbot ab 12 mittags verhängt. Heute ist es den ganzen Tag über gültig gewesen … Viele Menschen bleiben auf dem Weg [nach Las Manos] hängen und dort gibt es niemand, der ihnen zu Hilfe eilen kann. Deshalb fürchten wir, dass viele ihr Leben verlieren können. Denn das honduranische Rote Kreuz ist damit beschäftigt, Material und Waffen zu transportieren, damit die Polizei das Volk angreifen kann, statt diesem erste Hilfe zu gewähren.“




New York Times: Honduranisches Armee Communiqué aus dem US-Kongress!

Freudig verweist die New York Times auf ein Communiqué der honduranischen Streitkräfte (http://www.ffaah.mil.hn/Noticias/2009/juli/nota19.htm), in dem diese versichern, eine Lösung im Rahmen der Arias-„Vermittlung“ zu unterstützen. Das Communiqué sei von zwei honduranischen Obersten und MitarbeiterInnen des US-Kongress in …Washington geschrieben worden. Deutlicher lässt sich nicht sagen, wer die Strippen zieht. Laut „involvierten FunktionärInnen“, so die NYT, sei es mit dieser Stellungsnahme für Parlament und Oberstes Gericht in Honduras schwierig, sich weiter gegen die Rückkehr eines faktisch entmachteten Zelayas zu stellen, was Arias betreibt. „Amerikanische FunktionärInnen sagten, [die honduranischen Obersten] seien besorgt über die durch den politischen Konflikt hervorgerufenen Spannungen“ (NYT. 26.7.09, Ginger Thompson und Blake Schmidt: Military in Honduras Backs Plan on Zelaya).