„Essentielle Sicherheit“ in Costa Rica

Sonntag, 8. November 2009

Interessante Hinweise auf eine neue Art von US-Militärbasen, dieses Mal in Costa Rica.

Die Zeitung La Nación von Costa Rica berichtete in ihrer Ausgabe vom 8. Oktober, dass laut Angaben von Paul A. Trivelli vom US-Südkommando noch in diesem Jahr eine moderne Radaranlage in Guanacaste (Costa Rica) zwecks Radarüberwachung des Pazifikluftraumes wieder in Betrieb genommen werde. Kaum zu glauben, aber das Rechtsblatt betrieb Augenwischerei!

Gustavo J. Fuchs*

(10.10.09) Die Reaktivierung der Radare von Guanacaste […] entspricht einer Verständigung von August 2008, einem „Memorandum of Understanding“ zwischen den beiden Nationen (MOU-US 08 153). Der La Nación zufolge beschränken sich die Radare auf die Funktion, „Flugzeuge und Schiffe der internationalen Drogenhandels zu entdecken“. Das Blatt erklärt aber nicht wie. Die Radare funktionieren dem Memo zufolge mit TADIL-Technologie. Diese Technologie kann Signale verschlüsseln und an Basen schicken, die in einem anderen Territorium als jenem der Radare sind. Sie kann die Information auch an Flugzeuge übermitteln.

Es geht hier klar nicht um eine simple Technologie zur Entdeckung von „Flugzeugen und Schiffen“, sondern um eine potente Militärkomponente, die in die Militärpläne des strategischen Gedankenguts des US-Verteidigungsdepartments passt. Die Full Spectrum Dominance, die Militärdoktrin, wie sie seit der Regierung von George W. Bush angewandt und die von Obama fortgesetzt wird, beruht auf der Beherrschung aller Kriegsmodalitäten (Wasser, Land, Luft, Information). Die US-Regierung hat die Regierung des Präsidenten Chávez schon formell als „Bedrohung der Nationalen Sicherheit“ definiert. Das vordringlichste Ziel besteht in der Eliminierung der Linksregierungen in der Region, da der US-Apparat – mit der Krise und zwei Kriegen im Mittleren Osten – allen möglichen Brennstoff braucht und dies wenn möglich zu billigen Priesen, die ihm die Oligarchien der Region garantiert haben.

Dem kolumbianischen Rechercheur Hernando Calvo Ospina zufolge waren die Base in Manta und die Radare auf der Insel Aruba entscheidend für die Durchführung des Militärputsches 2002 in Venezuela. Die Beteiligung von Militäreinheiten der Base Palmerola am neulichen Putsch in Honduras kann noch nicht verworfen werden. Es geht um eine neue, kontinentale Militäroffensive für die permanente Kontrolle und Überwachung.

Die in Guanacaste operierenden Radare können diese Information an die kommenden Basen in Kolumbien übermitteln. Je nach Version, kann die TADIL-Technologie sogar Details von ballistischen Kapazitäten entdecken und übermitteln. Das Unternehmen Raytheon, das in Costa Rica aktiv ist, ist an Entwicklungsprojekten für diese Art von Technologie beteiligt.

Costa Rica stellt jetzt für die USA einen strategischen Punkt dar. Dass dieses Schema schon früher geplant wurde, sollte nicht überraschen. Ebenso wenig, wie dass sich von nun an unsere zukünftigen Regierungen systematisch der US-Aussenpolitik anzuschliessen haben. So wie [der damalige Präsident] Abel Pacheco Irak den Krieg erklärt hat. Es ist angebracht, wieder das Kapitel über „Essentielle Sicherheit“ des Freihandelsvertrages USA/Zentralamerika zu lesen, um die Reichweite dieses neuen Projektes zu begreifen.

* www.pregon.org: Los radares y las mentiras

(aus Correos 159)